Neu im Dorf und nicht akzeptiert? – Wenn der Partner vom Land ist, du aber nicht …

Neu im Dorf und nicht akzeptiert? – Wenn der Partner vom Land ist, du aber nicht …

Der Umzug aufs Land war nicht der Plan. Die Liebe war zuerst da, dann kam das Haus mit Blick auf die Berge – irgendwo zwischen Kühen, Kirchturm und dem letzten Dorfladen. Es klang nach einem guten Tausch: Stadt gegen Natur, Lärm gegen Ruhe, Beton gegen Blumen. Nur: Die Ruhe war dann manchmal ziemlich laut.

Denn wer aus Liebe aufs Land zieht, ist nicht automatisch willkommen. Man kommt an, aber gehört nicht gleich dazu. Manchmal ist man nach Monaten noch die oder der Fremde.

Wenn du auffällst, ohne etwas zu tun

In Dörfern kennt man sich. Jeder weiss, wer zu wem gehört, wer wo wohnt, was wessen Onkel früher gemacht hat. Neue Gesichter bleiben nicht lange anonym. Die anderen schauen hin, du wirst beobachtet. Nicht aus Feindseligkeit, eher aus Vorsicht. Oder aus Neugier, die sich gut versteckt.

Vielleicht merkst du es beim Einkaufen. Beim Dorffest. Beim Grüezi, das unbeantwortet bleibt. Du bist höflich, interessiert, gibst dir Mühe – aber es kommt wenig zurück. Und je mehr du versuchst, dazuzugehören, desto fremder fühlst du dich. Das kann ganz schön am Selbstvertrauen kratzen. Vor allem, wenn du vorher mitten in einer Stadt gelebt hast, wo die Leute sich kaum für den Nachbarn interessierten. Ja, auch das war manchmal unangenehm, aber eben dein ganz normaler Alltag.

Wenn der Partner dazugehört – aber du (noch) nicht

Viele erleben es: Er (oder sie) ist im Dorf aufgewachsen, kennt jeden, wird überall mit Handschlag begrüsst. Du stehst daneben. Nett beachtet, aber irgendwie auch übersehen. Nicht aus bösem Willen, sondern weil du halt noch nicht „drin“ bist. Das ist hart. Und es kann einsam machen. Es hilft, wenn dein Partner das versteht, wenn er dich einführt, dich unterstützt, dich nicht einfach neben sich herlaufen lässt. Aber auch dann bleibt ein Teil der Aufgabe bei dir: Du solltest anfangen, eigene Fäden zu knüpfen und Kontakte, die nicht nur über deinen Partner laufen, finden.

Kleine Schritte statt grosser Sprung

Es braucht nicht viel, aber es braucht Zeit und ein bisschen Mut. Vielleicht hilft es, sich bei einem Fest als Helferin zu melden. Oder beim Dorfverein mal reinschauen, nicht, weil du dich verstellen willst, sondern weil du sehen willst, was das Dorf eigentlich ausmacht.

Manchmal wird es schon mit Wohlwollen aufgefasst, wenn du dabei bist und dich für das interessierst, was die Vereine und das Dorfleben so machen. Gehe aber nicht mit der Erwartung auf die Menschen zu, dass sie dich sofort in ihrer Mitte aufnehmen und du ganz selbstverständlich dazugehörst. Denn Zugehörigkeit entsteht nicht über Nacht, sie wächst über Gespräche, gemeinsame Erlebnisse, Momente, in denen dich jemand zum ersten Mal beim Namen nennt.

Und wenn es trotzdem nicht klappt?

Nicht jeder Ort wird Heimat. Und nicht jede Vorstellung vom Landleben geht in Erfüllung. Vielleicht bist du jemand, der das Stadtleben doch mehr vermisst, als du dir eingestehen wolltest. Oder du merkst, dass du dich zu oft verbiegen musst, um hier hineinzupassen. Das sollte natürlich nicht sein, so würdes du niemals glücklich auf dem Land. Es ist keine Schwäche, wenn du merkst, dass dieser Ort nicht deiner ist. Wichtig ist nur, dass du wirklich ehrlich bist, deinem Partner und dir selbst gegenüber. Prüfe, ob du tatsächlich raus willst, oder ob du nur gerade mitten in einem Prozess steckst, der einfach noch Zeit braucht.

Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass die Beziehung scheitert, wenn du mit dem Leben in seinem oder ihrem Dorf nicht klarkommst. Vor allem, wenn ein Landwirtschaftsbetrieb vorhanden ist, wird es keinen gemeinsamen Wegzug geben.

Heimat kann wachsen – auch an ungewohnten Orten

Vielleicht kommt irgendwann der Tag, an dem du die Nachbarin triffst und ihr bleibt stehen, um ein paar Worte zu wechseln. Nicht weil man muss, sondern weil man will. Oder jemand fragt dich, ob du wieder bei der Chilbi hilfst, einfach so, weil du jetzt halt dazugehörst. Und vielleicht spürst du dann: Es ist immer noch nicht ganz dein Dorf. Aber ein Teil davon ist jetzt auch ein bisschen deins.

Und zu guter Letzt solltest du nicht von vornherein davon ausgehen, dass du hier auf dem Land niemals eine neue Heimat finden wirst. Viele Frauen, die einen Landwirt daten und wegen ihm aufs Land ziehen (Ja, es sind in erster Linie Frauen, die der Liebe wegen aufs Land oder in ein Bergdorf ziehen), gehören heute ganz selbstverständlich dazu, selbst dann, wenn ihre Wurzeln eigentlich in Polen, in Norddeutschland oder gar in Afrika liegen.

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